Sai-Jutsu

"Sai Jutsu" Kalligraphie von Tetsuhiro Hokama
"Sai Jutsu" Kalligraphie von Tetsuhiro Hokama

Wie bereits auf der vorherigen Seite "Kobudo" erwähnt, ist nicht klar, woher die Sai stammt.

Es gibt hier verschiedene Theorien:

1. Überdimensionale Nachbildung einer Haarnadel

Die Übersetzung von "Sai" ist im chinesischen als auch im japanischen unter anderem "Haarnadel" ("Gabelung" und "Metall").

2. Werkzeug der Fischer

Die Nunti (Fischerhaken) könnte von den Fischern zum Einholen der Netze bzw. als Gaff zum Herausziehen von großen Fischen benutzt worden sein.

Nunti
Nunti

3. Werkzeug der Bauern

Diese Theorie ist eher unwahrscheinlich.

4. Buddhistisches Objekt

In vielen Kulturen kommt der Dreizack vor. Sie könnte über Indien, China nach Okinawa gelangt sein.

Vajra / Dorje (Donnerkeil)
Vajra / Dorje (Donnerkeil)
Trisula
Trisula
Sai
Sai

Man nahm an, sie könnte den menschlichen Körper darstellen (Tsukagashira = Kopf, Yoku = Arme, Moto = Hara, Monouchi = Beine). Sie könnte ursprünglich als symbolische Waffe zum Schutz von Tempel, Sutren und anderen buddhistischen Schätzen gedacht gewesen sein.

5. Waffe aus China für die Polizei von Okinawa

Die sogenannten Chikusaji trugen diese Selbstverteidigungswaffen. Sie hatten allerdings einen Zinken (Jitte s.u.). Sie konnten Angreifern entgegen geschleudert werden, um diese zur Festnahme am Boden zu "fixieren". Solche Techniken kommen auch in den Kata vor. Untermauert wird diese Theorie dadurch, dass ein berühmter Sai-Meister Kanagushiku (Kinjo) Ufuchiku (1841 - 1926), ein Polizeikommandant war.

 

Bei all diesen Theorien bleibt zu bedenken, dass es auf Okinawa kaum Eisenerz gab/gibt. Daher waren alle Gegenstände aus Stahl sehr kostbar und mussten oftmals aus China "importiert" werden. Die Schmiedekunst war im Gegensatz zu Japan auf Okinawa so gut wie unbekannt. Dies lässt sich auch daran erkennen, dass die anderen Waffen des Okinawa-Kobudo meist aus Holz sind (Nunchaku, Tonfa, Bo...).

  • Demnach muss die Sai entweder für die Bewohner von Okinawa einen recht großen Wert gehabt haben. Sie muss also im täglichen Leben einem Verwendungszweck gedient haben

oder

  • sie verbreitete sich zunächst nur unter den Adligen und Wohlhabenden.

 

Leider ist der genaue Hergang nicht mehr nachzuvollziehen.

 

Die Sai hat folgende Elemente:

Es gibt noch zwei weitere Arten der Sai:

  • Manji-Sai (auch Matayoshi-Sai)
    • Bei dieser Sai ist einer der beiden seitlichen Zinken zu anderen Seite gebogen, also zum Griff hin (ähnlich Nunti siehe Abbildung oben, allerdings nicht mit zwei Spitzen sondern mit einem Griff)
  • Jitte / Jutte
    • Bei dieser Sai "fehlt" einer der beiden seitlichen Zinken

Die Sai kann zum Blocken, Schlagen, Stoßen und "Schneiden" verwendet werden. Bei den Blocktechniken gibt es sowohl mit einer als auch mit zwei Sai die Möglichkeit die Waffe des Gegners zu klemmen und somit zu kontrollieren.

Auch Wurftechniken (auf relativ kurze Distanz) mit der Sai sind bekannt. Aus diesem Grund wurde teilweise eine dritte Sai im Gürtel im Rücken getragen. Mit einer Wurftechnik konnte der Gegner zum Beispiel an den Beinen angegriffen werden und evtl. durch den Fuß am Boden „festgepinnt“ werden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Sai zu halten, von denen nicht alle realistisch in einem Kampf verwendet werden können. Hier zeige ich drei der gebräuchlichsten Arten.

Die Techniken des Sai-Jutsu sind denen des Karate sehr ähnlich. Der erste Unterschied ist allerdings die Distanz. Die Sai kann im Gyakute-Mochi wie die leere Hand im Karate benutzt werden, während man die Distanz im Honte-Mochi dann verlängern kann. Dies erfordert natürlich auch eine anderes Bewegungsgefühl beim Sai-Jutsu als beim Karate-Do. Der große Nutzen für den Karateka ist das Training schnell in den Gegner rein und raus zu gehen und das verbesserte Distanzgefühl.

Beim Hikite muss darauf geachtet werden, dass die zurückziehende Hand nicht ganz gedreht wird. Die Faust sollte vertikal stehen, da ansonsten seitlichen Zinken der Sai zu Verletzungen führen würden.

Wer mit den Sai-Jutsu beginnen möchte, sollte auf jeden Fall einen Lehrmeister hierfür suchen. Zu Beginn genügt ein Paar Sai aus dem Versandhandel. Hier sind teilweise Sai für ca. 30,- bis 40,- Euro zu haben. Sollte dann aber weiterhin Interesse bestehen, lohnt sich die Anschaffung von einem Paar Original-Sai. Ich kann hier die Sai der Marke Shureido (Okinawa) empfehlen. Ich habe selber ein Paar und diese Sai sind vom Schwerpunkt perfekt austariert. Um die richtige Größe zu finden kann folgender Link helfen,  http://www.kamikazeweb.com/index.php?action=cesta_article&id=000282001&type=article (rechts oben auf die deutsche Fahne klicken und dann im Browser ZURÜCK klicken). Hier gibt es die Möglichkeit über "Finden Sie die passende Größe" die richtige Sai herauszufinden.

Für das Training und die Anwendung z.B. Bo gegen Sai sollten auf jeden Fall unbehandelte Sai bevorzugt werden (siehe Foto oben). Für Vorführungen eignen sich dann verchromte Sai besser, diese sind aber leider durch die glatte Oberfläche nicht geeignet z.B. ein Bo zu klemmen und zu kontrollieren.

Beim Training mit den Sai wird schnell klar, dass SAUBERE Karate-Techniken benötigt werden. Wird z.B. beim Karate-Training der Gedan-Barai nicht korrekt mit der Seite, wo die Finger zusammengerollt sind also der "Handinnenfläche" zum Kopf ausgeholt, kann dies bedeuten, dass die seitlich Spitzen "Tsume" dem Gesicht/Auge gefährlich nahe kommen! Als Beginner kann es nicht schaden, die beiden seitlichen Spitzen mit Korken einer Weinflasche zu "entschärfen". Die Korken mit Isolierband umwickeln und dann aufspießen. Später muss man dann u.U. aus Schaden klug werden, wenn man mit den Techniken schlampig ist.

Um mehr über die Techniken und Kata beim Sai-Jutsu zu erfahren, kann ich folgende Fachbücher empfehlen:

Kobudo Sai-Jutsu

Prof.Dr.med. Helmut Kogel

Erschienen: August 2008

EAN: 9783898993944

ISBN-10: 3-89899-394-9

 

Karate-Weapon of selfdefense

Fumio Demura

Erschienen: 03.1989

EAN: 9780897500104

ISBN-10: 0-89750-010-5

 

 

 

Kobudo Vol. 1 Bo/Sai

Roland Habersetzer

Erschienen: November 2006

EAN: 9783938305027

ISBN-10: 3-938305-02-9

Auf der Seite der Präfektur Okinawa im Bereich “Links” ist eine Video der Kata "Chatan Yara No Sai" (Kurzform) zu sehen. Eine komplette Version der Kata ist unter folgenden Link http://www.youtube.com/watch?v=qrPtHW9Y7n0 auf Youtube zu sehen. Die Kata wird ausgeführt von Mamoru Nakamoto 6.DAN Karate-Do

 

 


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